Andacht

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Foto: © Klaus Steinike

Pfarrer Ulrich Kastner

 

 

 

Monatsspruch September 2023

Text: Lutherbibel, revidiert 2017, © 2016 Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart - Grafik: © GemeindebriefDruckerei

 

 

 

Liebe Gemeinde

„Wohin sollen wir gehen? Du hast uns Worte ewigen Lebens gegeben.“ 

Johannes 6,68

„Wohin soll ich denn gehen?!“ Peter sah seine Mutter ungeduldig an. Zu dem Männlein im Wald, das Wünsche erfüllt, sollte er nicht, und zu dem bösen Michel, der viel Geld machte, erst recht nicht. „Wohin soll ich dann gehen?“, fragte er sie nun wütend. Vielleicht ahnt seine Mutter es bereits, dass Peter, wenn er auszog, zuerst viel Geld mit warmem Herzen verlieren und dann viel Geld mit kaltem Herzen gewinnen würde. Und so antwortet die Mutter leise: „Immer willst du gehen, bleib doch hier.“

Die Frage nach Bleiben oder Gehen – immer wieder taucht sie im Laufe unseres Lebens auf. ‚Bleiben‘ klingt nach Ruhe und Vertrautheit, aber wenn die eigenen Grenzen erreicht sind, hat es beengende, wenn nicht gar beängstigende Züge. Dann ist es das Gehen und die neuen Wege, die beruhigen und die mit ihnen verbundenen neuen Möglichkeiten. Bleiben und Gehen – zwei wichtige Aspekte, die sich dennoch schwer gegeneinander aufwiegen lassen. Wie schön wäre es, denke ich mitunter, wenn man beides kombinieren könnte: etwas Bleibend-Verbindendes haben, auch wenn man geht, oder neue Wege gehen, auch wenn man bleibt.  

Als Jesus in einem Moment des Ärgers seinen Jüngern ebenfalls die Frage nach Bleiben oder Gehen stellt, antwortet einer von ihnen: „Wohin sollen wir gehen, du hast uns Worte ewigen Lebens gegeben.“ Dieser Jünger weiß, das neue Leben hat schon hier begonnen. ‚Ewigkeit‘ ist kein Wort mehr, das sich allein auf das Jenseits bezieht. Wir können Gott begegnen, schon hier und jetzt – sei es im gemeinsamen Glauben beim Blick auf das Kreuz, sei es beim Anblick der zahlreichen Menschen, die Not zu lindern suchen, oder sei es, wenn Verschiedenheit und Widerspruch nicht zum Bruch, sondern zur Brücke wird.

Wohin Sie Ihr Weg auch führt, Sie dürfen vertrauen, dass Sie an einer Stelle auf jeden Fall bleiben: in Gottes Herz und Hand.

Eine gesegnete Zeit wünscht Ihnen

 

Ihre Pfarrerin Franziska Roeber

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